1968kritik Folge 13

In Folge 13 sprechen @laStaempfli@sms2sms, und @r33ntry über entscheidbare und unentscheidbare Fragen (und wir entscheiden uns für letzte), wir diskutieren über Schrift, Macht, Freiheit, über Politik und Wirtschaft, über die Begründungen von Bedingungen des bedingungslosen Grundeinkommens und wir kommen dem Grund des Grundeinkommens auf die Spur. Alles aber noch kein Grund es nachzuhören, eine prinzipiell unentscheidbare Frage, da können wir leider niemandem helfen (d.h. sie für entschieden zu erklären).

Wer will, kann uns hier unterstützen.

 

Links und Notizen zur Folge:

Wolfgang Essbachs grossartige Vorlesung “Menschenbilder” – nachzuhören hier als Podcast!

DIE NOTIZEN (während dem podcasten) VON @LaStaempfli

  • Pixel
  • Fragen: Kennst Du die richtige Antwort?
  • Ding zwischen Telefon und Phonebook
  • Pickel und Pixel kann ich nicht
  • Nur prinzipiell unentscheidbare Fragen kann ich stellen
  • Unterwerfen, einfügen, wehren in bekannte Fragen
  • Kritik: Im Anschluss Teilbeschreibung: Kritik kann sein, u.a., bereits entschiedene
  • Fragen, also prinzipiell entscheidbare Fragen, darauf hin zu befragen, welche
  • unentscheidbaren Fragen zugrundeliegen.
  • Trivialisierungsmaschinen sind Bildungsmaschinen, autobiographische Anekdote als
  • Genie, weil er unbequeme Antworten 2 plus 2 ist 5 minus 1
  • Trivialisierungsmaschinerie deutet auf unentscheidbare Frage weist: Wann ist 1 plus 1
  • zwei und warum nicht blau?
  • In welchen Zusammenhängen haben wir uns auf die mathematische Zusammenhänge
  • eingelassen. Wenn Computer miteinander reden würden.
  • Computer übersetzen dies hin- und her. Nicht nur zuhören und Übersetzungen ablegen
  • und sich selber einen Reim darauf machen
  • In welchem Surferroom, vor diesen Rechner verneigen könnten und zu uns rechnen
  • Gottesdienst Stefan M. Seydel
  • No data without representation
  • Wir wollen bei den Menschen mitreden
  • Schöne Hierarchie: Ameisen, Menschen und Computer
  • Die Menschen hören die Ameisen nicht
  • Frage, welche Themen, ob dies schon entschiedene Frage ist
  • Wie sich Rechner hier einschalten?
  • Spielen wir das Spiel mit, dass wir hier vorgegeben?
  • Finden wir die Themen, die uns gegeben sind?
  • Ist Kritik dann die Form, den freien Willen in diesen Fragen zu erkennen?
  • Gespräch grundsätzlich unentscheidbare Fragen?
  • Die treffen sich zum 13. Mal und die Gruppendynamik
  • Die Geste war die Mindmipes, workflow, ein chaotisches Teil um auf einer ganz anderen
  • Seite etwas Systematisches zu entwickeln
  • Methodischen
  • Wenn Du gewisse Form hast, dann schliesst Du Unförmigkeiten aus
  • Bestimmte Inklusionen und Exklusionen
  • Eine Methode ist nur dann eine Methode, wenn sie das Ergebnis nicht vorher bestimmt
  • hat, in der Methode Ergebnisse zur Disposition, dann ist die Methode, Rechenaufgabe,
  • eine Fuktion
  • Schon von vornherein die Antwort ist, lässt es nie zu, wir können uns selber
  • überraschen, unserer Erwartungen nicht klar war, da kommt nichts neues rein
  • Methoden implizieren schon oft, dann Überraschungswert: Wissenschaft, Feyerabends
  • Kritik, Dinge für ungelöst betrachten, hinterher nur finden, was Offensichtlich war
  • Sinnvoll Methode, wenn wir implizierten Ergebnisse wieder zur Disposition stellen
  • Barbara Duden: Gene im Kopf
  • Die Methode ist die Message
  • Methodenkritik
  • Alphabetisierung gleich Patriachat
  • Hegel: Bd. 3 Zeichengenese: Zeichen finden für Töne
  • Hegel die gesprochene Sprache Oralität: Chronologisch, vor der Schrift gab es
  • gesprochene Frage, Derrida als primäre Sprache als gesprochene Frage: Mit der
  • Erfindung der Schrift zu den primären gehört, die Schrift affiziert die gesamte Sprache,
  • Schriftlichkeit vor der Idee der gesprochenen Sprache
  • Mit der Erfindung: Medienepochen, mit der Erfindung der Schrift, die gesamte Sprache
  • gestaltet ist
  • Sprache dann nur noch im Modus der Schriftlichkeit verstanden wird
  • Medienepochen und Medienwandel: Mit Erfindung der Schrift alle andere Sprache führt
  • 200 Jahre sind genug: wie verändert sich die Welt, wie muss ich die Frage stellen, wie
  • wird sich die verändern, wie wird sich die Idee des Staates verändern, Schwache
  • gestärkt und Stärke zurückdrängen
  • Anarchie, Amazon, Google, die Abwesenheit einer singulären Herrschaft ablösen, Staaten
  • sind nicht mehr
  • Staat ist Phantom pulverisiert, die ganz grossen Firmen Steuern, Gemeinschaftlichkeit,
  • grosse Firmen überlegen sich, ob sie irisch oder schweizerisch sind
  • Schweizer Gesetz im Strassenverkehr, schon wenn Du eine Homepage bauen willst
  • Umgang mit Bildern
  • Datensouveränität: Kein Staat auf der Welt ist so blöd, dass sie Datensicherheit anbieten
  • Zwangsfinanzierte PR: Hacker anstellen
  • Anarchie, pulverisierter Staat: Das neue mit anderen Begriffen bringen: Begriff als Falle,
  • neue Dinge einzufangen, unter Abwesenheit der Beute
  • Alte Begriffe Dinge verfangen können, die zum Ende des Begriffs führen
  • Rhetorischer Trick, um zu formulieren: Der Staat ist überholt
  • Granularität – Dirk Baeker
  • Beobachtungsfolien: Brillen, durch die Du etwas siehst, was vorher noch nicht sichtbar
  • war
  • Buchdruck, Demokratie, Methode Kritik
  • Computer, keine Öffentlichkeit, Kritik keinen Widerstand, Demokratie nicht mehr die
  • Regierungsform, die eine Welt ordnen, Adressierbarkeit zulässt, Demokratie braucht
  • Raum, Anfänge, Adressierung so vielfältig möglich ist, dass sie nicht mehr eindeutig
  • möglich ist, dann verliert die Demokratie die Möglichkeit
  • Raum in der Elektrifizierung
  • Wir wollen zusammenleben
  • Weltgesellschaft: Ohne Idee der Weltgesellschaft, nie anwesend
  • Börse: Weltgesellschaft
  • Moritz macht es sprachlos, weil es in das Herzen meiner Arbeit vordringt, Resonnanzen
  • erzeugt, halbausgesprochen, halbgedachtes, dem Sinn hinterherspüre
  • Zusammenhänge nicht systematisch erschliessen
  • Verdachtsmomente: Was sich verbirgt an gesellschaftstheoretischem Potential
  • Zeichenmedien, Sprache, Schrift, Buchdruck, Nullen und Einser
  • Sinn und Bedeutung
  • Börse ein Gesellschaftsmodell
  • Was ermöglicht dieses Bild der Börse? Was kann diese Börse besser zum Ausdruck
  • bringen
  • Begriffe elektrifizieren
  • Das Geniale am Grundeinkommen ist es die Bedingungslosigkeit
  • Grund gibt fürs Einkommen, der Grund hat die Doppeldeutigkeit, Grundeinkommen
  • seine Bedingungslosigkeit verliert: Kritik
  • Liberale Wirtschaftsformen: Ein Einkommen, das einen Grund braucht, damit man es
  • bekommt, als Grund und bedingtes Einkommen, mit verrät, es ist immer auch der Grund
  • mitgedacht
  • Das Wohl einer Gesellschaft misst sich am Wohl der Schwächsten
  • Staat brauchst Du nur dann, wenn Du beschützt werden musst, Rechtssicherheit haben
  • etc.
  • Staat brauchst Du nur dann, wenn Du auch Kompetenzen bringst
  • Freiheit vom Staat und Freiheit zum Staat
  • Negative Einkommenssteuer, dass Neoliberale einverstanden sind und Fehler hat,
  • zwischendurch Fehler hat, unsichtbare Hand Korrekturen braucht, Geld als Mittel zur
  • Freiheit, Korrektiv in ihrem eigenen Konstrukt, mit dieser Idee zu kooperieren
  • Kriegsrhetorik: Schlagendes Argument, Information gehen Formationen ein,
  • gewalttätiger geht es nicht in der Sprache, Metaphors we live by, Argument as war
  • Your weak point, demolished an argument, you agree -…shoot
  • Bilder schiessen
  • Friedliche Gesellschaften ob Metaphern
  • Survival of the Fittest – Qullen von Moritz, diese Idee hat Umwege genommen,
  • Vorlesungen, Menschenbilder, Darwin hat auf Schiffsexpedition, Malthus
  • Evolutionstheorie geführt hat, Populationsverhältnisse, Anpassung, aus Fehlern, aus
  • Veränderungen, all diese Ideen ruhen auf Malthus auf
  • Evolutionstheoretische Überlegungen durchgedrungen in alle Gesellschaftsbereiche,
  • Verwissenschaftlichung des Biologischen, über diesen Umweg führen sich die
  • Ökonomen Grundeinkommen
  • Welche Umwege die Ökonomie nimmt, um sich wieder zu legitimieren und stabilisieren
  • Wenn wir den politischen Bereich diskutieren, geht es nicht nur um diesen
  • Zusammenhang, sondern um Gewaltmonopol
  • Verfassungen finden wir: Die Würde des Menschen ist unantastbar: Grundgesetz
  • In einer Anthropologie, die damit in einem immerwährenden Widerspruch, ein Grund,
  • der kein Grund sein kann, sondern ein gesetzter Grund, ein grundloser Grund
  • Die Idee des Politischen an Entscheidungen zurückzubinden
  • Die Idee des Politischen begründet sich durch den Grund: Da sind wir in einer
  • unentscheidbaren Fragen
  • Die Idee des Ökonomischen ist immer schon eine entschiedene
  • Die Idee des Politischen ist eine unentscheidbaren Fragen

Die Tweets während dem Podcasten in der Timeline #1968kritik

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10 thoughts on “1968kritik Folge 13”

  1. Heinz von Foerster meint, wenn sehr viele Alternativen vorliegen, sei eine Frage prinzipiell unentscheidbar. Jedoch erfordert eine Entscheidung per Definition Alternativen. Ohne Alternativen keine Entscheidung.

    Es ist auch nicht plausibel, wieso die Entscheidung allein durch die Anzahl von Alternativen prinzipiell unentscheidbar wird. Die Wahl zwischen zwei vernünftigen Theorien kann schwieriger sein als die zwischen hundert, wenn nur eine vernünftig ist.

    Die angeblich prinzipiell unentscheidbare Frage, wie das Universum entstanden ist, wird von religiösen Systemen andauernd entschieden. Nur sind die Alternativen, zwischen denen da unterschieden wird nicht im Wissenschaftssystem anschlussfähig. Das zeigt nur den blinden Fleck der Wissenschaft, einfach Entscheidungen anderer Systeme zu ignorieren. Die Entscheidungen wurden jedoch dort nachweislich getroffen.

    Im politischen System scheint es mir ebenfalls keine prinzipiell unentscheidbaren Fragen zu geben, denn irgendwas muss entschieden werden – zur Not per Machtwort. Und das unabhängig davon, für wie prinzipiell unentscheidbar eine Frage im Wissenschaftssystem erscheint.

    Die prinzipielle Unentscheidbarkeit bezieht sich nur auf das Wissenschaftssystem und ist damit per se nicht mehr prinzipiell.

    So verliert Foersters Aussage “Nur die prinzipiell unentscheidbaren Fragen sind entscheidbar.” auch ihre Paradoxie, denn es lässt sich sagen: “Nur die hier prinzipiell unentscheidbaren Fragen sind nur woanders entscheidbar.

    1. Nein, das hatte von Foerster nicht gemeint, in beiden (oder in drei, einer bleibt recht implizit) Punkten nicht.

      Prinzipiell unentscheidbare Fragen sind nicht einfach Fragen, für die es zu viele Antwortalternativen gibt, sondern Fragen, die nicht schon “durch die Wahl des Rahmens, in dem sie gestellt werden, und durch die Wahl von Regeln, wie das, was wir ‘die Frage’ nennen, mit dem, was wir als “Antwort” zulassen, verbunden wird” entschieden wurden (vgl. von Foerster. 1993. KybernEthik. Merve-Verlag, S.73)
      Er bringt hier auch, und darauf bezieht sich wohl der Kommentar, das Beispiel der Frage nach dem Ursprung des Universums:

      “Zum Beispiel ist die Frage über den Ursprung des Uni­versums solch eine im Prinzip unentscheidbare Frage: keiner war dabei, um es zu beobachten. Überdies wird das durch die vielen verschiedenen Antworten auf diese Frage ganz offensichtlich. Einige sagen, es handle sich um einen einmaligen Schöpfungsakt vor vier- oder fünf­tausend Jahren; andere sagen, es hätte niemals einen Anfang gegeben und daß es auch kein Ende geben wür­de, da das Universum ein System sei, das sich in einem permanenten dynamischen Gleichgewicht befindet; ande­re wiederum behaupten, daß das Universum vor ungefähr zehn oder zwanzig Milliarden Jahren mit einem ‘Urknall’ entstanden wäre, dessen schwaches Echo man noch über große Radioantennen hören könnte; ich dagegen neige dazu, mich auf den Bericht von Chuang Tsu zu stüt­zen, da er der älteste ist und deshalb diesem Ereignis am nächsten stand. Er sagt:
      ‘Der Himmel tut nichts; dieses Nichts-tun ist Würde;
      Die Erde tut nichts; dieses Nichts-tun ist Ruhe;
      Aus der Vereinigung dieser beiden Nichts-tun beginnt
      alles Handeln
      Und alle Dinge entstehen.'”

      (vgl. ebd. S. 72)

      Der Punkt ist also nicht der Umstand, dass es viele Antwortalternativen gibt (das ist bloss ein Indiz, das darauf hindeutet, dass es sich um eine prinzipiell unentscheidbare Frage handeln könnte, und sie deshalb ständig und ständig anders entschieden wurde. Siehe auch: “Zum Beispiel, die Frage “Wie ist das Universum entstanden?” ist prinzipiell unentscheidbar. Das zeigt sich schon darin, dass es zu dieser Frage so viele grundverschiedene Antworten gibt.” (vgl. http://home.arcor.de/peter_bexte/hvf2000.htm)), sondern, dass wir uns nicht auf verbindliche Regeln einigen können, nach denen eine entpsrechend verbindliche ‘korrekte’ Antwort zwingend gefunden werden könnte.

      Es gilt daher sein “metaphysisches Postulat”:
      “Nur die Fragen, die im Prinzip unentscheidbar sind, können wir entscheiden.” (vgl. ebd. 73)

      Von Foersters Punkt ist auch nicht, dass es sich um nur im Kontext der Wissenschaft unentscheidbare Fragen handelt. Auch wenn viele unentscheidbare Fragen so wirken; das zeigt aber vor allem die Bedeutung der Wissenschaft für gesellschaftliche Diskurse aller Art, und reserviert diese Fragen nicht nur für diesen Bereich.
      Regeln, nach denen Fragen beantwortet werden können, gibt es auch in anderen Sinnfeldern, Funktionssystemen, oder was immer. Die Frage, was ist schön, was hässlich, ist im Wissenschaftssystem nicht nur unentscheidbar, sondern sie stellt sich überhaupt nicht (oder nur anders). In der Kunst ist sie dagegen entscheidend, leider aber unentscheidbar und wird gerade deshalb ständig und ständig anders entschieden.

      Das Argument schliesslich, dass sie nicht unentscheidbar sein können, da sie ja entschieden werden – “zur Not per Machtwort” – missversteht das ganze von Foerstersche Argument oder ‘Paradox’ (ich würde eher sagen: Wortspiel), das die Unentscheidbarkeit der unentscheidbaren Fragen nicht als faktische Unentscheidbarkeit (es kann keine Entscheidung getroffen werden) begreift, sondern als prinzipielle Unentscheidbarkeit (es kann keine prinzipielle, d.h. allgemein verbindliche, ‘korrekte’ Antwort gefunden werden).

      Im Podcast war darüber hinaus mein eigentliches Argument ja, dass es sich bei der Entscheidung solch unentscheidbarer Fragen um einen politischen Akt handelt. Das meint nun nicht, dass jede solcher Entscheidungen (werden sie nun in der Wissenschaft, in der Kunst, in der Religion oder wo immer getroffen) immer Politik ist, aber dass diese Art Entscheidungen zu treffen eines im Charakter politischen Aktes bedarf. Das scheint mir bei all den dezisionistischen Definitionen des Politischen (am Ausnahmezustand, am Normalzustand, am Gewaltmonopol, etc.) eine interessante Überlegungen zu sein. Es eröffnet die Möglichkeit, Politisches auch in anderen Sinnsphären zu beobachten. Und es bringt über die Frage nach unentscheidbaren Fragen die Idee des Politischen auf eine andere Art zusammen mit der Idee der Freiheit – wie sie schon von Foerster in diesem Zusammenhang aufruft (vgl. wieder: KybernEthik S. 73f.) und worauf das kursivierte wir im metaphysischen Postulat anspielt.

      Ich denke also, der Grund des Grundeinkommens weist genau auf eine unentscheidbare Frage hin. Es ist keine wissenschaftlich unentscheidbare Frage, denn sie stellt sich für die Wissenschaft nicht, sondern eine politisch unentscheidbare Frage. Sie zu entscheiden ist dann ein prinzipiell politischer Akt.

  2. Danke für deine ausführliche Antwort. Deine Argumente zum Grundeinkommen betrafen nicht mein Verständnisproblem, sondern Foersters Formulierung von „prinzipiell“. Mir ist jetzt klar, dass Förster nicht „prinzipiell nicht entscheidbar“, sondern „nicht prinzipiell entscheidbar“ meint. Er versteht darunter „allgemeingültig“, während ich es als eine Art derer mathematischen Gleichungen verstand, die prinzipiell, also in ihr Struktur her nicht auflösbar sind. Ich finde die Formulierung „prinzipiell unentscheidbar“ von Foerster unpraktisch, da sie beiden Verständnisweisen ermöglicht. Ich nehme aber an, er löst das im Rahmen seines Gesamtwerks auf. Jedenfalls habe ich grad was gelernt, vielen Dank.

    Ich glaube, jetzt hab ichs auf der Kette:
    a) Es gibt Fragen, die vom Rahmen vorentschieden wurden. Die können wir nicht entscheiden.

    b) Es gibt Fragen, die nicht vom Rahmen vorentschieden wurden. Das sind prinzipiell unentscheidbare Fragen. Die können wir entscheiden, nur nicht prinzipiell.

    c) Das heißt, alle Fragen, die wir entscheiden können, sind prinzipiell unentscheidbare Fragen oder mit Förster: „Nur die Fragen, die im Prinzip unentscheidbar sind, können wir entscheiden.”

    Kritisch muss ich allerdings anmerken, dass die Lust von Intellektuellen an Wortspielen, mir zu oft auf Kosten der Exaktheit gehen. Foersters Paradox ist ja nur eines, weil er Genauigkeiten herausnimmt und die Mehrdeutigkeit von “prinzipiell” nicht auflöst. Die Formulierung: -Wir können nur entscheiden, was uns nicht schon vorentschieden wurde.- klänge auch weniger spannend.

    1. ja genau, so denke ich, kann man es verstehen. Zwei Anmerkungen hätte ich noch:

      1. scheint mir der Unterschied zu mathematischen Prinzipien der Unentscheidbarkeit eigentlich nicht vorhanden: von Foerster bezieht sich ja explizit auf Gödels Unentscheidbarkeitssätze, die da lauten: a) Jedes hinreichend mächtige, rekursiv aufzählbare formale System ist entweder widersprüchlich oder unvollständig.
      b) Jedes hinreichend mächtige konsistente formale System kann die eigene Konsistenz nicht beweisen.
      (Quelle: Wikipedia)
      Das heisst, dass von einem solchen System auszugehen, mit ihm zu arbeiten usw. immer der Entscheidung für das System bedarf, diese Entscheidung aber im Rahmen selbst unentscheidbar bleibt. (Und System heisst hier natürlich nicht System im Sinne Luhmanns – oder nur unter sehr spezifischen Gesichtspunkten, beispielsweise im Hinblick auf die Systemtheorie selbst…)

      2. Ich habe es zwar Wortspiel genannt, aber ich denke nicht, dass es hier auf Kosten der Exaktheit geht, sondern überhaupt erst eine genaue Beschreibung eines bestimmten Problems ermöglicht. Das Problem ist dann, dass eben nicht nur unentscheidbare Fragen entschieden werden, sondern, dass auch entscheidbare Fragen als Fragen gestellt werden, dass also in beiden Fällen davon ausgegangen wird, dass man eine Lösung noch finden kann, die noch nicht mit der Frage selbst vorgegeben ist. Die Formulierung von Foersters zerstört m.E. gekonnt gleichermassen die Illusion, dass bei entscheidbaren Fragen noch eine Entscheidung zu treffen wäre, wie die Illusion, dass unentscheidbare Fragen eben nicht zu entscheiden sind. Auch Gödels Sätze waren im Kontext ähnlicher Illusionen der Mathematik erst eine Sensation. Die wortspielerische Engführung von Foersters macht überhaupt erst den Punkt klar, das heisst sie zeigt die Gemeinsamkeiten dieser unterschiedlichen Arten von Fragen auf, die wir immer unter der einen oder der anderen Illusion gewohnt sind zu übersehen.

  3. Ich müsste mich näher mit Foerster beschäftigen, um nicht dilettantisch anschließen zu können. Nur soviel: Ich verstehe dich so, dass bei entscheidbaren Fragen keine Entscheidungen zu treffen ist.

    Eine Frage taucht auf, um eine Wissenslücke zu schließen. Wenn aus einer Wissenslücke zwar eine Frage, aber keine Entscheidungsfindung folgt, wie wird die Wissenslücke dann geschlossen? Ist mit der Feststellung einer Wissenslücke bereits die Entscheidung über die passende Antwort entschieden? So wie bei einem Puzzle bereits feststeht, welches Puzzleteil in eine Lücke passt? Darüber trifft man ja auch keine Entscheidung. Man setzt das Puzzle zusammen analog zur Konstruktion eines Wissensbestandes und trifft eigentlich keine Entscheidungen darüber, welches Puzzleteil wo reinkommt. Das steht schon dadurch fest, dass ich mir dieses und kein anderes Puzzle gekauft habe. So steht je nach Bezugsrahmen bereits fest, welche Antwort hineinpasst?

    Wie verhält es sich mit Entscheidungen bezüglich buddhistischer Koans? Mir scheint, ein Koan gilt erst dann als gelöst, wenn er den Bezugsrahmen der Frage durchstößt.

  4. … achso noch etwas. Ich gehe davon aus, unter “eine Frage entscheiden” ist gemeint, zwischen Antwortoptionen wählen. Andernfalls korrigier mich bitte.

    Nenne mir eine einzige prinzipiell entscheidbare Frage, die dem Skeptizismus standhält. Der Skeptizismus bezweifelt jegliche objektive Erkenntnis. Nietzsches Hammer eigentlich auch. Der Solipsismus kennt nur eine einzige entscheidbare Frage, nämlich die nach der eigenen Existenz. Es gibt eine Reihe von Denkschulen, die prinzipiell entscheidbare Fragen ablehnen, so die Entscheidung auf Erkenntnis basiert.

    Försters nennt die Frage „Ist die Zahl 137 689 392 durch 2 (restlos) teilbar?” als entscheidbar. Prinzipiell entscheidbar ist sie für Skeptizisten aber nicht. Es ist dabei nicht wichtig, ob der Skeptizismus hier angebracht ist. Allein seine Existenz zeigt, dass keine Allgemeingültigkeit angenommen werden darf. Tut man es dennoch, handelt man nach bestimmten Denkschulken, Rationalismus, Empirismus, Common-Sense-Philosophie. Egal mit welcher Denkschule du deine Entscheidung, dass 137 689 392 durch 2 teilbar ist, legitimierst, gibt es immer eine Gegenschule, welche die Basis deiner Entscheidung angreift.

    Solange man keine prinzipiell gültige Erkenntnistheorie hat, gibt es keine prinzipiell entscheidbaren Fragen auf Basis von Erkenntnis. Somit sind alle Fragen prinzipiell unentscheidbar.

    Anders sieht es aus, wenn Entscheidungen nicht auf Erkenntnis beruhen, sondern auf Herrschaft. Durch Herrschaft werden Fragen prinzipiell entscheidbar. Die Herrscherin oder der Herrscher kann theoretisch per Dekret theoretisch eine Entscheidung für alle treffen.

    Es spricht aber auch einiges dagegen. Zum Beispiel die Theorie Devianztheorie, welche abweichendes Verhalten als konstitutiv für Gesellschaft voraussetzt. Die müsste erst einmal widerlegt sein, denn ansonsten gibt es zu jeder theoretisch prinzipiellen Entscheidung praktisch die Devianz dazu und man kann wieder nicht von „prinzipiell“ sprechen. Doch selbst die Widerlegung würde sich auf Erkenntnistheorie berufen und dann kämen wieder die Skeptizisten …

  5. Zum Koan: Das ist eine heikle Frage, ich kann hier nur vermuten, nachdem sich von Foerster nicht zum Thema geäussert hatte. Ich denke, dass es sich bei Koans um eine Form von prinzipiell entscheidbaren Fragen handelt, auch wenn sie vorgeben, unentscheidbar zu sein. Es gibt ja eine (oder mehrere) ‘richtige’ Antwort(en), nur legt das der Lehrer fest. Die hierfür festgelegten Prinzipien mögen sich unterscheiden, von Koan zu Koan und Schule zu Schule, aber dass es welche gibt, scheint mir offensichtlich. Gespielt wird hier mit Fragen, die ihrer Form nach einen Rahmen haben – und diesen schon in der Frage infragestellen. Damit wird jedoch nicht die Rahmenlosigkeit der Frage angezeigt, sondern ihr besonderer Rahmen, nämlich der Rahmen von Koans und der ganzen Tradition, die sich damit verbindet, aufgezeigt. Die Antworten mögen wiederum den vermeintlich expliziten Rahmen der Frage sprengen – aber sprengen sie auch den Rahmen des Koans? Ich würde sagen nein.

    Zum anderen Punkt:

    Försters nennt die Frage „Ist die Zahl 137 689 392 durch 2 (restlos) teilbar?” als entscheidbar. Prinzipiell entscheidbar ist sie für Skeptizisten aber nicht. Es ist dabei nicht wichtig, ob der Skeptizismus hier angebracht ist. Allein seine Existenz zeigt, dass keine Allgemeingültigkeit angenommen werden darf. Tut man es dennoch, handelt man nach bestimmten Denkschulken, Rationalismus, Empirismus, Common-Sense-Philosophie. Egal mit welcher Denkschule du deine Entscheidung, dass 137 689 392 durch 2 teilbar ist, legitimierst, gibt es immer eine Gegenschule, welche die Basis deiner Entscheidung angreift.

    Ob Skeptizismus oder nicht: von Foerster geht hier nicht von einer absoluten Wahrheit aus, die sich in Zahlen verbirgt. Er würde ja nur sagen, dass im Rahmen der Frage nach der Teilbarkeit der Zahl 137 689 392 schon jede Menge Vorannahmen verborgen sind, die den Weg des Suchens nach der Antwort bis zum Finden der Antwort vorgeben. Vorannahmen wie Was ist eine Zahl? Was heisst durch zwei teilbar? usw.

    Wenn man sich nun auf einen Standpunkt stellt, von dem aus keine dieser Annahmen gelten kann, dann ist die obige ja immer noch eine entscheidbare Frage – sie trägt ja immer noch ihren Rahmen wie eine Schnecke ihr Schneckenhaus mit sich herum. Davon abgesehen: auch ein solcher Standpunkt ist ein Standpunkt.

    Kurz: es geht nicht um absolute Letztpositionen, von denen aus dann Fragen prinzipiell entscheidbar oder prinzipiell unentscheidbar sind, sondern es geht um die oben schon ausführlich geschilderte Art Fragen als schon entschiedene oder prinzipiell unentscheidbare Fragen zu beobachten. Mit von Foerster können wir sagen: es gibt Fragen, die ihre Prinzipien der Beantwortung schon mitbringen, trotzdem aber sich präsentieren als könnte noch eine Entscheidung getroffen werden. Diese Fragen können selbstverständlich auch zurückgewiesen werden, das betrifft aber nicht den Umstand, dass sie schon ihre Prinzipien implizieren, also schon selbst darüber Auskunft geben, was sie als richtige Antwort zulassen. Davon unterschieden können auch prinzipiell unentscheidbare Fragen beobachtet werden und nur diese sind die Fragen, die wir entscheiden müssen. Diese Fragen schliessen auch mögliches Hinterfragen von prinzipiell entscheidbaren Fragen ein. Das Hinterfragen von prinzipiell entscheidbaren Fragen muss aber nicht selbst schon eine unentscheidbare Frage hervorbringen: auch die Position des Skeptizismus impliziert bereits die Regeln, nach denen eine dem Skeptizismus entsprechende Antwort gefunden werden kann.

    1. um es noch “tiefer zu hängen” @ideenfreiheit könnten wir auch von “echten” und “unechten” fragen sprechen.

      zum beispiel: wenn die lehrperson die kinder fragt: “wie heisst die hauptstadt von deutschland?” dann stellt sie – was lehrpersonen fast immer tun müssen – eine “unechte frage”. innerhalb des “schneckenhauses dieser frage” (um @r33ntry zu zitieren) ist die richtige zeichenkette, welche zur bestnote führt, sonnenklar.

      sagt nun aber das kind “bern”, hat es echt gepennt. denn in der schweiz gibt es nur auf kantonsebene hauptstädte.

      sagt das kind “bonn”, nimmt die lehrperson den punkt fürs elterngespräch auf. ihr ist seit längerem dieser dominant ewiggestrige patriarch aufgefallen. eltern sind oft echt üble gegner für den schulischen erfolg eines kindes.

      sagt das kind “berlin”, wissen wir wenig mehr, als dass die lehrperson sich freut und rückschlüsse auf didaktik und pädagogik macht.

      in diese richtung noch mehr bei grossväterchen heinz unter dem titel “tests test tests” (förster/pörksen, 91, s67ff)

      (so?)

  6. Ich habe von Foerster nicht gelesen, weshalb ich freilich vorsichtiger mit meinen Aussagen sein sollte. Dennoch …

    Eigentlich legt der Lehrer die Antworten des Koans nicht fest. Im Idealfall erlangt ein Buddhist nach 10-30 Jahren Grübeln über einen Koan die Erleuchtung. Die Antworten sind nicht festgelegt, da die Lösung ein rein individueller Prozess sein soll. Die Lösungen des Meisters sind nicht die des Schülers. Man könnte argumentieren, dass insofern ein Rahmen besteht, als dass ein Mönch im Falle der Erleuchtung weiß, dass er die Frage entschieden hat und das weiß er nur, weil ihm zuvor durch den Rahmen eine Vorstellung von Erleuchtung vermittelt wurde. Wenn man mit prinzipiell aber eine für alle gültige Antwortentscheidung meint, sehe ich Koans als prinzipiell unentscheidbare Fragen an. Andererseits ist in der Verfassung des Mönchs, in dessen Wesen, Gehirn, was auch immer, der Rahmen zur Beantwortung des Koans schon vorgerahmt. Es werden eben nur bestimmte Antworten seinen Geist zur Erleuchtung führen. Die Frage ist, ob das der Aussage äquivalent ist, dass die Frage den Rahmen bereits mitbringt.

    Ich glaube, ich verstehe nun etwas mehr, wie Förster das meint. Meint Ihr das so, dass wenn der radikale Skeptiker zu dem Schluss kommt, dass die Zahl 137689392 durch 2 nicht teilbar ist, er sich dann schon in den Korridor begeben hat, den der Rahmen ihm vorgibt? Weil er den Zweifel entlang der kulturell gültigen Muster konstruiert?

    Vielleicht weiß ich nur nicht genau, was Foerster mit prinzipiell meint. Moritz schireb “prinzipielle Unentscheidbarkeit (es kann keine prinzipielle, d.h. allgemein verbindliche, ‘korrekte’ Antwort gefunden werden).” Daraus folgere ich, dass prinzipielle Entscheidbarkeit eine allgemeinverbindlich heißt. Ich verstehe dann jedoch immer noch nicht, wie eine Frage für alle verbindlich beantwortet werden kann, wenn ein Mathematiker ja und ein Skeptiker nein sagt. Da muss Foerster irgendwas mit der allgemeinen Verbindlichkeit meinen, als dass man die Leute abzählt, für die es verbindlich wäre und dann “allgemein verbindlich” ruft, wenn es jedermann betrifft. Oder geht es hier um hypothetisch prinzipiell beantwortbar in dem Sinne, dass sich hypothetisch beide einigen könnten, da beide innerhalb des Rahmens wandeln?

  7. Nein, nein, nein, ich bekomme einen Knoten im Kopf. Verständnisfrage: “prinzipiell entscheidbare Fragen” sind solche, bei denen hypothetisch alle Akteure mit der Antwortentscheidung einverstanden sein könnten?

    a) Wenn das die Definition ist, dann sind alle Fragen prinzipiell entscheidbar, denn hypothetisch kann sich die Weltbevölkerung für eine Frage entscheiden. Praktisch wäre das aber höchst unwahrscheinlich. Vor allem, weil z.B. Babies mathematische Fragen gar nicht entscheiden können.

    Die Formulierung: Der Aussage “Eine Frage ist entscheidbar” schließt sich die Frage “Wer entscheidet?” an. Beantwortet Förster die? Was ist mit dem Baby? Darf es mitentscheiden, ob 137 689 392 durch 2 teilbar ist? Was ist mit dem Amazonasstamm der Pirahã, die keine Zahlen kennen? Wie entscheiden die darüber? Wer legt fest, wer an der Entscheidungsfindung teilnehmen darf?

    b) Wenn das nicht die Definition ist, welche Entitäten des Sozialen sind dann die Entscheidungsinstanz?

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